Schwarzer Humor

 

 

 

Das Laub

 

 

Denk‘ dir das tödlichste Getier –

viel tödlicher sind Blätter;

erst fallen sie, dann fallen wir…

der Tatort: Schmuddelwetter.

 

Radfahrer fliegen durch die Luft,

aus Skatern werden Schwalben,

Fußgänger rutschen in die Gruft –

verderben allenthalben.

 

Erbtanten stürzen schrillen Munds,

und hinterher die Erben –

so rächt sich totes Laub an uns,

auf dass wir alle sterben!

 

 

Die Motte

 

 

Zwei Arten gibt’s wie Sand am Meer,

und beide sind ein Jammer,

sie fressen Kleiderschränke leer,

oder die Speisekammer.

 

Und stößt der Mensch im Löcher Kleid,

aufs Mottenheer im Zucker,

sieht er seine Hilflosigkeit – oh Mensch,

du armer Schlucker.

 

Denn zückt er auch die Fliegenklatsch,

und tötet böses Leben,

so bleibt doch fetter Mottenmatsch

auf der Tapete kleben!

 

 

Die Luft

 

 

Sie macht uns mit dem ersten Schrei’n,

zu willenlosen Sklaven;

wir atmen ein und aus und ein,

und das sogar beim Schlafen.

 

Die Luft ist überall und nie

hat sie ein Mensch bezwungen –

ganz still und heimlich breitet sie

sich aus in unsren Lungen.

 

Die sie brav atmen werden alt,

und sterben krank auf Krücken –

Nichtatmer lässt die Luft eiskalt

an Luftmangel ersticken!

 

 

Der Wind

 

 

Der Wind ist nicht nur Luft und Kraft

und Kilopond und Richtung –

mit seiner fünften Eigenschaft

gefasst sich diese Dichtung.

 

Es ist die Bosheit. Jedes Kind

kennt diese schlimmsten Finten;

der Wind ist immer Gegenwind,

und kommt er mal von hinten,

 

dreht er sich um und kommt von vorn,

und nimmt uns Schirm und Mütze,

dann gibt er uns ein Gerstenkorn,

und schmeißt uns in die Pfütze!

 

 

Der Blitz

 

 

Am Himmel naht die schwarze Wand:

der Mittag fällt in’s Dämmern –

dort steht der Nachbar linker Hand,

und dieser liebt das Hämmern.

 

Nun hat er wieder ein Gerät

zum Draufhämmern gefunden…

da zuckt ein Licht – es donnert spät –

so schwinden die Sekunden.

 

Dann kracht ein Blitz – die Luft erbebt,

doch ist die Beute mager:

der Schuppen brennt – der Nachbar lebt,

der Blitz ist ein Versager!

 

 

Der Durst

 

 

Wer Durst hat, kann nicht lachen,

wer Durst hat, rennt nicht gern –

von pfefferscharfen Sachen

hält sich, wer Durst hat, fern.

 

Wer Durst hat, kann nicht feiern,

wer Durst hat, fürchtet Salz –

er kann auch nicht von Bayern

zu Fuß nach Rheinland-Pfalz.

 

Wer will gern unterliegen

wenn uns der Durst bezwingt,

doch kann man ihn besiegen,

indem man – etwas trinkt!

 

 

Der Regen

 

 

Die Professoren loben sehr

die Feuchtigkeit im Regen –

er kommt jedoch von oben her

uns meistens ungelegen.

 

Er platscht auf Hände und Gesicht,

die ganze Stadt wird nasser,

doch braucht der Mensch den Regen nicht,

er hat zu Hause Wasser.

 

Auch Tier und Pflanzen werden nass –

Natur kehrt mit dem Besen:

im Regen lebt sie ihren Hass

auf alle Lebewesen!

 

 

Das Gürteltier

 

 

Es zieht sich gerne menschlich an

mit Hose, Hemd und Gürtel,

und Schuhen, dass es laufen kann,

dann zieht es um die Viertel.

 

Dort trinkt es was und isst es was,

wie Menschen neigt’s zur Sause,

und ist es blau, vergisst es was –

das merkt es erst zu Hause.

 

In allem wirkt das Gürteltier

Sehr menschlich, weil’s wie wir

Ist – allein sein Name spricht dafür,

dass es wohl doch ein Tier ist!

 

 

Der Bärlauch

 

 

Bärlauch ist in aller Munde:

er würzt das Fleisch und den Fisch –

Bärlauch ist der Bär der Stunde…

er ist ein Muss heut‘ bei Tisch.

 

Bärlauch Nudeln, Bärlauch Rösti,

Bärlauch Kalb und –Kabeljau,

Bärlauch Butter –Penne, - Pesti …

Früher aß ihn keine Sau.

 

Früher fraßen ihn die Schweine,

und der Bauer sparte Geld –

heute mampft man ihn zum Weine,

ja, so ändert sich die Welt!

 

 

Der Schiri

 

 

Er quält sich über’s Fußballfeld,

um bleich mitanzuschauen:

die Spieler haben viel mehr Geld,

und viel mehr Spielerfrauen.

 

Die sind wie seine Kinder jung,

und reich wie alle Dealer –

der Schiri denkt: „Bereicherung …

na wartet, leibe Spieler.“

 

„Heut werdet ihr mal eingeseift –

heut sollt ihr mich verdammen“,

und der neutrale Schiri pfeift

den größten Scheiß zusammen!

 

 

Die Flut

 

 

Selig dämmert man am kühlen

Meere, auf dem heißen Strand

auf bequemen Liegestühlen,

und die Kinder spiel’n im Sand.

 

Dort kann man den Wind belauschen,

und döst in kleinen Dosen –

still träumt man vom Meeresrauschen,

doch wächst das bald zum Tosen.

 

 Und dann brandet Flut in's Chillen ...
naß erwacht man und - oh Schreck:
Handtuch, Frau und Sonnenbrillen,
Kinder, Smartphone - alles weg!

 

 

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