Ein Rückblick...
Es ist vorbei. Eigentlich ist es schon lange vorbei. Doch ich verspüre den dringenden Wunsch, davon zu berichten.
Vorzeichen gab es genug, Warnungen, Prophezeiungen....
Aber die Menschen lachten nur darüber.
Dabei war es schon lange abzusehen, was geschehen würde.
Als es begann, gab es acht Milliarden Menschen auf der Welt.
Die Menschen hatten keine natürlichen Feinde mehr, keine Nahrungskonkurrenten – alle ausgerottet. So vermehrten sie sich viel schneller, als die Natur mitkam. Die Menschen züchteten mehr Vieh, als sie benötigten. Sie lenkten Flüße um, stauten sie, verschwendeten das kostbare Süßwasser. Sie holzten die Wälder ab, um riesige Felder anzulegen – Monokulturen natürlich. Sie pflanzten Getreide und Baumwolle, die viel Wasser brauchten. Sie vergifteten alles Wasser, ob Süßwasser oder Meereswasser. Sie vergifteten die Luft. Sie vergifteten die Böden. Viele Tiere gingen daran zugrunde – viele Pflanzen auch.
Der ganze Planet litt.
Sie schürften nach Metallen, nach Gold und Diamanten. Sie bohrten nach Erdöl und Erdgas. Sie bohrten nach Grundwasser und Erdwärme.
Und der Planet litt.
Aber es gab viel zu viele Menschen. Der Planet versuchte sich zu wehren... mit Seuchen. Doch die Menschen besiegten diese. Doch es gab Erdbeben, Tsunami und Feuersbrünste... doch die Menschen wurden kaum reduziert. Dann gab es einen Klimawandel....
Große Teile der Welt litten unter der Dürre, andere wurden vom Regen überspült, oder von Schlamm... aber keine Katastrophe dezimierte die Menschen auf ein sinnvolles Maß. So wurde der Mensch zu seinem größten Feind.
Es gab sinnlose Kriege, Terrorismus, Attentate, Selbstmordanschläge...
Dann kamen machtgierige, rassistische Menschen an die Schaltstellen. Es gab überall Kriege und die Menschen flohen. Viele überlebten die Flucht nicht. Doch wohin die übrigen auch flohen – der Rassenhaß war schon da. Anschläge auf die Flüchtlinge und Selbstmordattentate wurden weltweit alltäglich. Niemand war seines Lebens sicher. Bald traute Einer dem Anderen nicht – und oft ging Jeder auf Jeden los....
Und dann kam der große Weltkrieg. Gegen diesen wirkten alle vorherigen Kriege wie Sandkastenspiele. Hochtechnisiert löschten sich Länder gegenseitig aus. Städte wurden zu Schutt und Asche. Kaum jemand überlebte …
Und der Planet litt.
Endlich war dieser irrsinnige Krieg vorüber. Die wenigen Menschen, die es noch gab, konnten nur gemeinsam überleben. Doch das ahnten sie Bestenfalls zu der Zeit. Die Verstreuten suchten verzweifelt nach einander. Die Erde war verwüstet – im wahrsten Sinn des Wortes. Nicht nur, daß es keine funktionstüchtigen Städte mehr gab, weite Teile der Welt waren Wüsten.
Der Planet leckte seine Wunden.
Die wenigen Menschen durchsuchten die zerstörten Städte und tatsächlich, sie fanden genug Technologie, die sie nutzen konnten. Es gab noch immer Elektrizität, einige Autos fuhren noch – mit Strom. Computer waren nutzbar, denn der Krieg fand auf der Erde statt, nicht im All. So fanden die wenigen kleinen Grüppchen der Menschen Kontakt zueinander. Niemand fragte mehr nach Hautfarbe oder Religion, nur gemeinsam konnte der Rest der Menschheit überleben.
Der Planet holte tief Luft und begann mit den Ausbesserungen.
Es grünte und blühte wieder. Bald floß das Wasser in unzähligen Bächen, Flüßen und Strömen. Die Wüsten begannen wieder zu blühen. Tiere kehrten in ihre angestammten Gebiete zurück. Die Städte wurden überwuchert. Die Gruben und Bohrlöcher füllten sich. Zahllose Seen glitzerten in der Sonne, bevölkert von Vögeln und Fischen. Weite Wälder breiteten sich aus, in denen das Wild sich tummelte. Die wenigen Wüsten, die blieben, wurden von ihren angestammten tierischen Bewohnern bevölkert.
Der Planet wurde gesund.
Und die Menschen?
Sie hatten zusammengeklaubt, was noch zu gebrauchen war. So fanden die Wenigen zu einander, halfen einander zu überleben. Und sie bauten eine neue Welt für sich auf. Selbst heute gibt es auf der ganzen Welt kaum mehr Menschen als einst in Städten wie Tokio, Mexico- City oder New York. Unsere Stromversorgung läuft nur über Windräder und Solarmodule. Wir recyceln die alten Bestände, wir holten alles Plastik aus dem Boden und den Meeren, nutzten, was hilfreich schien. Auch wir züchten Tiere zur Nahrung, doch sie leben ohne Störung auf weiten Wiesen und Weiden, und wir entnehmen nur, was wir tatsächlich verzehren. Diese Tiere werden betäubt, ehe wir sie töten. Sie sollen nicht leiden müssen. Ebenso halten wir es mit den kleinen Feldern – wir nehmen nur, was wir brauchen, der Rest gehört der Natur.
Einige wenige Straßen sind erhalten geblieben, die wir mit unseren Solarautos befahren, denn wir wohnen weit verstreut über die ganze Welt. Alle zehn Jahre versammeln wir uns - alle Menschen der Welt, zwecks Zählung und in Freundschaft, um einander auch berühren zu können. Dann gibt es einen Gottesdienst. Jeder betet nach seiner Religion, denn alle glauben, daß es nur einen Gott gibt - darüber muß niemand streiten. Einige sind Atheisten, nehmen aber trotzdem teil, weil diese Stunde uns erinnert und verbindet. Außerdem ist es schön anzusehen... all die Menschen, die einander verstehen und gemeinsam das Gleichgewicht in der Welt erhalten. Denn nur gemeinsam können wir verhindern, daß die Menschen wieder Überhand nehmen und die Erde zerstören. Es gibt keine Kriege mehr, keinen Mord und keine Habgier. Auch die meisten Krankheiten haben wir besiegt, doch ohne solch hohen Preis zu zahlen.
Geld und Besitz sind abgeschafft, nur das, was wir täglich benötigen ist Eigentum. Jeder tut, was er kann, diese Welt und unsere neue Ordnung zu erhalten, denn nur so überleben wir alle. Die Computer der Vorzeit helfen uns dabei, weltweiten Kontakt zu halten, um uns abzusprechen in unserem Tun. Und nur, wenn ein Mensch das Zeitliche segnet, darf ein neuer Mensch geboren werden. So bleibt unsere Zahl immer gleich, ohne solch schlimmes Szenario in Gang zu setzen. Vor ewigen Zeiten sagte ein Mann: „Den Sanftmütigen gehört die Welt.“ Die Menschen zahlten einen hohen Preis, ehe sie begriffen, daß er Recht hatte. Doch nun leben wir in einer wunderschönen, glücklichen Welt, gemeinsam mit allen Pflanzen und Tieren, ohne diese Welt zu beschmutzen, auszuplündern oder zu zerstören.
Und der Planet triumphiert.